Am Anfang war ...

Die Schützengesellschaft Semd wurde am 16. Juli 1924 in der Gastwirtschaft bei Georg Müller 32. ("Schoofmetzjer", dem späteren "Lamm")gegründet. In der Gründungsversammlung waren 11 Schützen anwesend. Am 31. Juli 1924 wurde die erste Generalversammlung abgehalten, an der dann schon 18 Schützen teilnahmen.

Der erste Vorstand stellte sich wie folgt dar:

Erster Vorsitzender — Georg Müller 30.

Schriftführer — Adam Storck 4.

Schatzmeister — Johann Adam Seibert

Hauptschießleiter — Georg Mauß

Beisitzer — Johann Amann

Beisitzer — Adam Georg 9.

Beisitzer — Georg Voltz

Beisitzer — Heinrich Ohl

Beisitzer — Peter Mauß

Beisitzer — Adam Lämmermann.

Der Verein schloss sich dem Gau Main-Neckar an, der Anschlussgau des Kartells für Jagd– und Sportschießen Berlin-Hallensee war. Am 13. August wurde in einer zweiten Versammlung Georg Mattheß zum 2. Vorsitzenden bestimmt und man beschloss, an der Untermühle einen Schießstand zu errichten. Schützenbruder Lämmermann stellte dafür das Gelände zur Verfügung. Nach mühevollen Arbeitstagen, nach finanziellen und materiellen Beihilfen der Vereinsmitglieder und Schützen, wurde der Schießstandbau vollendet und am 21. September 1924 war die Standeinweihung und ein Eröffnungsschießen. Die Schützengesellschaft zählte zu diesem Zeitpunkt bereits 33 Mitglieder. Im Jahre 1925 hatte sich der Verein dem badischen Sportverband für KK-Schießen in Weinheim angeschlossen. Am 14. Juli 1925 wurden in Habitzheim die Meisterschaften für den Gau Untergersprenz ausgetragen. Semd konnte die Siege im Mannschafts– und Einzelkampf innerhalb der Klasse B erringen. Am 25. Juli 1926 wurde das Gauschießen in Groß-Umstadt ausgetragen. Auch hier konnte Semd einige Sieger stellen. Willi Georg und Adam Georg wurden Sieger in der Jugendschützenklasse. Beim anschließenden Preisschießen konnte Jungschütze Willi Georg den 1. Preis, eine Gecobüchse erringen. Der 1. Preis in der Schützenklasse bei 142 Schützen wurde von Adam Storck gewonnen.

Fahnenweihe

Am 10. Februar 1927 wurde in einer Versammlung einstimmig der Bau einer automatischen Schießstandanlage beschlossen. Die Einweihung erfolgte am 17. Juli 1927 anlässlich des Gau-Schützenfestes des Gaues Untergersprenz. Bei diesem Fest erfolgte auch die Weihe der Schützenfahne, die bis heute das Vereinsheim schmückt. Dem Verein gehörten seinerzeit 51 Mitglieder an. Das Fest begann damals am Samstagnachmittag mit einem gemeinsamen Kirchgang sämtlicher Ortsvereine. Am Abend folgte ein Fackelzug durch die Ortsstraßen zum Festplatz, wo die Standweihe durch den Bezirksleiter Otto Wagner erfolgte. Gesangliche und sportliche Darbietungen umrahmten den Festakt. Am Sonntag erfolgen nach dem Weckruf Böllerschüsse und das offizielle Gauschießen begann. Am Nachmittag stellte sich ein „historischer Festzug“ auf, bei dem die Festdamen ebenso vertreten waren, wie die „Göttin der Jagd“, die Schützenkönigin und das „Schützenliesel“. Das Fest klang aus mit einem Frühschoppen am Montag, Jugendwettkämpfen, Bogenschießen und Kugelwerfen. Am Nachmittag wurde nochmals ein Festzug aufgestellt, der zum Festplatz zog. Das Fest endete am Abend mit Tanzmusik und einem Brillantfeuerwerk.

Man schloss Kontakte zwischen Schützenschwestern und –brüdern im weiten Raum, die dazu führten, Preisschießen und Wettkämpfe gegenseitig zu besuchen und die angeknüpften Kontakte weiter zu vertiefen. Der Verein, der immer noch durch den Gründer Georg Müller 30. Hervorragend geleitet wurde, hatte es bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1939 zu sehr beachtlichen Leistungen gebracht, da sich immer mehr Jugendliche an der Ausübung des Schießsportes beteiligten. Der Schießsportbetrieb dauerte noch bis ins Jahr 1942 an.

Nach Kriegsende war jeglicher Schießbetrieb verboten. Die Waffen wurden beschlagnahmt und mussten auf Anordnung der Militärregierung abgeliefert werden. Der liebevoll in Eigenleistung von den Vereinsmitgliedern aufgebaute Schießstand an der Untermühle war zerstört.

Im Jahr 1946 wurde in Semd eine Sport– und Kulturgemeinde (SKG) durch Heinrich Reinhard, den späteren Ehrenbürger der Gemeinde Semd, gegründet. In diesem Verein vereinigte man alle vor dem Krieg bestandenen Vereine. Die Fahne und der Schrank des Schützenvereins konnten über den Krieg gerettet werden.

Kurzes Intermezzo

Am 07. Mai 1955 wurde die Schützengesellschaft „Hubertus“ als Abteilung der Sport– und Kulturgemeinde wiedergegründet. Die Gründungsversammlung fand bei Ernst Werle statt. Zum Vorsitzenden wurde Willi Diehl gewählt, der leider in diesem Jahr viel zu früh verstorben ist. Man begann mit dem Luftgewehrschießen in der Sporthalle. Beim Hessischen Schützenverband wurde der Verein unter der Nummer 306 registriert. Ab Januar 1956 schoss man im Vereinslokal Heinrich Jakob. Der Verein beteiligte sich mit einer Mannschaft an den Rundenwettkämpfen. 1956 konnte in der C-Klasse die Meisterschaft errungen werden. Willi Diehl wurde Kreismeister der C-Klasse. Bei der Landesmeisterschaft konnte der 2. Platz der C-Klasse errungen werden. Eine beachtliche Leistung für den jungen Verein.

Leider konnte der Verein zur damaligen Zeit nicht genügend Schützen für den Schießsport begeistern. Die Stände mussten zu den Übungsabschnitten und Wettkämpfen immer wieder auf– und abgebaut werden, da im Saal noch Kinovorführungen stattfanden. So konnte ab 1958 keine Mannschaft mehr zu den Rundenkämpfen gemeldet werden. Der Schießbetrieb ruhte, aber der Verein blieb Mitglied im Landessportbund Hessen.

Ein neuer Anfang ...

Am 01. April 1968 wurde der Verein nach 10-jähriger Pause wieder neu gegründet. Die Initiative ging einmal mehr von Willi Diehl aus, der mittlerweile Vorsitzender der Sport– und Kulturgemeinde wurde. Noch am gleichen Tag wurde offiziell mit dem Schießbetrieb begonnen und zwar wieder im Vereinslokal von Heinrich Jakob.

In der konstituierenden Mitgliederversammlung wurde der Vorstand wie folgt gewählt:

1. Vorsitzender — Otto Stielow

2. Vorsitzender — Karl Hirschel

Schriftführer — Karl Johmann

Kassenwart — Karl-Heinz Seibert

Zeugwart — Hermann Müller

Jugendleiter — Karl-Heinz Ratz

Der Verein wurde erneut beim Hessischen Schützenverband gemeldet und unter der Nummer 546 registriert.

Nach einer regen Beteiligung der Schützen konnten nach relativ kurzer Zeit gute Ergebnisse erzielt werden. Man begann in der Grundklasse 8 und schoss sich jedes Jahr weiter nach oben, bis die Kreisklasse erreicht war. Die Plaketten für die jeweilige Meisterschaft sollten später noch zu einem Blickfang im eigenen Vereinsheim werden.

Im Dezember 1970 hatten Willi Diehl und weitere aktive Schützen die Idee, den Heuspeicher des gemeindeeigenen Faselstalles in einen Luftgewehrstand umzubauen. Noch im Dezember begann man bei frostiger Kälte mit den Arbeiten. Diese führte man in Selbsthilfe durch. Wochenlang hörte man im Faselstall das Hämmern und Sägen der Vereinsmitglieder, die eine schmucke Holzdecke einzogen und die Stände errichteten. Zwischenwände trennten den Schießstand vom kleinen aber feinen Gesellschaftsraum. Heiss umkämpft waren seinerzeit immer die Plätze am Stammtisch und so mancher Schütze von damals schwelgt noch heute in glückseliger Erinnerung. Die offizielle Einweihung der Standanlage war am 18. Dezember 1971.

Überhaupt war Feiern seinerzeit groß geschrieben. Man denke nur an die vielen Grillfeste und die Teilnahme an den verschiedenen Freundschaftskämpfen bei befreundeten Schützenvereinen. Groß in Mode waren seinerzeit auch noch die Preisschießen, bei denen oftmals recht beachtliche Gewinne mit nach Hause genommen werden konnten. Auch die „Hubertus-Schützen“ veranstalteten mehrmals solche Preisschießen, bei denen sich die besten Schützen der Region ein Stelldichein gaben. Ein erster Höhepunkt im neuen Vereinsleben war zweifellos die Ausrichtung des Kreiskameradschaftsabends im Jahr 1971.

Nachdem Otto Stielow sein Amt als Vorsitzender niedergelegt hatte, trat im Januar 1972 Paul Schwarz dessen Nachfolge an. In seine Amtsperiode fiel die Ausrichtung des 15. Kreisschützenfestes in Semd. Schirmherr war seinerzeit Landrat Heinrich Klein, als Ehrenfestpräsident fungierte Semds Ehrenbürger und Gründer der Sport– und Kulturgemeinde Heinrich Reinhard. Festpräsident selbst war Willi Diehl. Das Fest begann freitags mit dem Bieranstich und einem Abend der Dorfvereine. Der Samstagabend blieb den Ehrungen vorbehalten und am Sonntag zog ein großer Festzug durch die Straßen des Ortes. Das Fest klang am Montagabend mit einem Konzert des Jugendorchesters Worfelden aus.

Im Januar 1974 übernahm Walter Marckert die Leitung des Vereins. In diesem Jahr gab es wieder Grund zum Feiern, denn die Schützengesellschaft konnte ihr 50-jähriges Vereinsbestehen feiern. Das Jubiläum war mit einem Preisschießen verbunden und in der Sporthalle wurde zünftig gefeiert. Dabei durften die Schützen auch die Jubiläumsscheibe des Hessischen Schützenverbandes entgegennehmen.

Im Jahr 1977 gab es wieder viel zu tun für die Semder Schützen, denn man richtete das Gau– und 20. Kreisschützenfest in Semd aus. Festpräsident war einmal mehr Willi Diehl. Die Schirmherrschaft übernahm Landrat Heinrich Baumann, Festvorsitzender war „Hubertus-Vorsitzender“ Walter Marckert. Das Fest begann am Freitagabend mit einem Dorfabend, am Samstagabend war zum Tanz eingeladen und zur Proklamation der Gau– und Kreisschützenkönige. Am Sonntag zog der Festzug durch die Ortsstraßen und am Montagabend beendete man die Festtage mit einem Konzert des Jugendorchesters Worfelden, das schon beim Fest im Jahre 1972 zu Gast war.


Während der Generalversammlung am 10. Februar 1978 konnte der Vorstand den Schützen mitteilen, dass die Vorbereitungen zum Ausbau des ehemaligen Faselstalles (Erdgeschoss) als Schützenheim angelaufen wären. Die Genehmigungsverfahren seien bereits eingeleitet. In diesem Jahr begann man auch mit den Arbeiten. Während im oberen Bereich noch geschossen wurde, arbeiteten die Schützen mit Hochdruck an der Umgestaltung der alten Faselstall-Räumlichkeiten.

Die tolle Eigenleistung konnte endlich am 15. März 1980 mit der offiziellen Übernahme gefeiert werden. Im Rahmen dieser Feierlichkeiten konnten die Schützen zur Standweihe die Ehrenscheibe des Hessischen Schützenverbandes entgegennehmen. Die Bevölkerung war tags darauf zu einem „Tag der offenen Tür“ eingeladen. Im Jahre 1980 gab es auch noch einen besonderen sportlichen Erfolg zu feiern, denn die 1. Mannschaft war Kreismeister geworden und Jürgen Seibert konnte als Einzelschütze ebenfalls den Titel eines Kreismeisters erringen.

Walter Marckert, neben Willi Diehl einer der Motoren der umfangreichen Neugestaltung des Schützenhauses, gab in diesem Jahr im Rahmen der Jahreshauptversammlung aus beruflichen Gründen sein Amt ab. Bernhard Magsaam übernahm die Funktion des Vorsitzenden ab dem Jahre 1981 und übte es für zwei Jahre aus, bevor ihn gesundheitliche und berufliche Gründe dazu zwangen, das Amt niederzulegen. In seine Amtszeit fiel noch die Renovierung der Außenfassade des Schützenhauses, bei der die Stadt Groß-Umstadt dem Verein finanziell behilflich war. Alle Arbeiten wurden ausschließlich durch die Schützen selbst vorgenommen.

Im Jahre 1983 übernahm Walter Mackert nochmals für ein Jahr die Geschicke des Vereins. Karlheinz Ratz war sein Nachfolger und übernahm dieses Amt für zwei Jahre. In seine Amtsperiode fiel die notwendig gewordene Trockenlegung der Fundamente und die Ausrichtung des Kreiskameradschaftsabends im Jahre 1985.

Im Januar 1986 übernahm Lutz Seibert den Vorsitz des Vereins. Im Jahre 1988 statteten sich die Schützen mit einheitlichen Schützenanzügen aus. Ein erfolgreiches Jahr war das Jahr 1989 hinsichtlich des Schützennachwuchses. In der Generalversammlung am 28. Dezember konnten die Jugendleiter Klaus Süßkind und Karl-Heinz Reinhard von einem überwältigenden Erfolg der Nachwuchswerbung berichten. Über 30 Jugendliche nähmen momentan an den Trainingsstunden teil. Zahlreiche Veranstaltungen außerhalb des normalen Schießbetriebes waren bei den Jugendlichen auf beachtliche Resonanz gestoßen.

Im Jahre 1990 fand wieder eine Wachablösung auf dem Vorstandsposten statt. Neuer Vorsitzender wurde Norbert Lutz, der sogleich mit einem gut besuchten Kreiskameradschaftsabend in sein Amt startete.

Stolz war man auch auf die gute Nachwuchstruppe, die sich bei vielen Wettkämpfen bis hin zur Landesebene hervorarbeitete. Einen großen Erfolg konnten zwei Schützen des Vereins 1993 beim Kreisschützenfest in Messel feiern. Hartmut Schmidt wurde in der Schützenklasse Kreisschützenkönig, Thomas Vogel wurde Jugendschützenkönig.

Ein weiterer Höhepunkt im Vereinsleben wurde im Jahr 1994 die Ausrichtung des 15. Gau– und 32. Kreisschützenfestes im Festzelt an der neuen Semder Sporthalle. Die Vereinsmitglieder organisierten in beachtlicher Eigenleistung ein pralles Festprogramm u.a. mit einer HR3-Discoparty und einem Showabend mit den „Bayerischen 7“.

Nach dem Weggang des Jugendleiters Klaus Süßkind übernahm Schützenbruder Hansjürgen Rapp im Jahr 1995 die Funktion und baute sukzessive die Erfolgsliste der Jugendabteilung aus. Auf Initiative der Vereinsjugendlichen organisierte die Jugendabteilung im Jahr 1997 selbst ein zweitägiges Kinder– und Jugendturnier mit über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, das bislang zu den größten seiner Art im Schützenkreis 92 Dieburg zählt.

Im Jahr 1999 feierten die Semder Schützen mit dem __. Gau– und __. Kreisschützenfest ihr 75-jähriges Jubiläum. Dieses Mal wurde die neue Semder Sporthalle selbst genutzt. Die Schirmherrschaft zu der gutbesuchten Veranstaltung übernahm Landrat Alfred Jakoubek.

Nunmehr steht mit dem Schützenfest zum 80-jährigen Vereinsjubiläum in der Semder Ortsmitte erneut eine große Veranstaltung ins Haus. Besonders stolz ist der Vereinsvorstand darauf, dass mit dem Kinder– und Jugendturnier sowie dem Spielfest zwei bedeutende Progammpunkte von der Jugendabteilung, die seit dem Jahr 2000 erfolgreich von Ralph Reeg geführt wird, selbst organisiert und durchgeführt werden.